Nicole Ramcke

Hirschhausens Geheimrezept

Mehr als 2.000 Ärzte fordern in einem offenen Brief an die Bundesregierung strengere Maßnahmen gegen Fehlernährung. Neben der TK ist unter anderem auch der Arzt und  Wissenschaftsjournalist Dr. Eckart von Hirschhausen Unterstützer. Im Interview erzählt er außerdem über Diäterfolge und den Anti-Aging-Effekt.

Herr Hirschhausen, warum machen Sie bei dieser Aktion mit?

Klare gesetzliche Rahmenbedingungen zur Prävention helfen uns allen, gesünder zu bleiben. Seit Jahren wird politisch gestritten und privat zugenommen. Gesundheit ist ein Mix aus Eigenverantwortung, Aufklärung und gesellschaftlichen Regeln.

Deshalb ist es höchste Zeit für eine wirksame Zuckersteuer, konsequente Werbeverbote, eine sinnliche und humorvolle Vermittlung von Gesundheitskompetenz in den Schulen, klare Kennzeichnung von Lebensmitteln und eine Beschränkung der an Kinder gerichteten Werbung.

Das eine sind Änderungen durch die Politik. Das andere die Lebenswirklichkeit der Menschen. Wie kann man gesunde Ernährung in den Alltag bringen? Was raten Sie zum Beispiel Eltern?

Interviewt wurde Hirschhausen von unserer Pressereferentin Nicole Ramcke.

Ich bin selbst gesetzlich versichert, und allein deswegen mag ich diesen Grundgedanken von Solidarität. Menschen tragen nicht per se Schuld an ihren Krankheiten. Wenn man zu dick wird, dann hat das nicht nur mit Willensschwäche zu tun – sondern auch mit falschen Vorbildern. Deswegen rate ich Eltern, sich ganz früh klarzumachen: Die ersten 10.000 Mahlzeiten, die ein Mensch zu sich nimmt, die hat kein Kind selbst eingekauft und gekocht. Unser Geschmack und auch unsere Präferenzen prägen sich ganz früh durch das Elternhaus.

Wie war das in Ihrer Kindheit?

Ich habe leider in meiner Generation noch viel zu viel Zucker bekommen. Meine Eltern wussten das nicht besser. Die wollten mir nicht schaden. Aber heute wäre ich viel vorsichtiger. Wir lernen ja ganz früh, dass Zucker Belohnung ist. Und wenn ich mich angestrengt habe, dann gab es eine Süßigkeit. Das ist das falsche Signal.

Deutschland ist laut foodwatch Europameister im Konsum von Cola, Fanta und Co. Was können wir da tun?

Zucker-Getränke sind keine Durstlöscher, sondern Dickmacher. Deswegen sollten Kinder diese Getränke nur  wie einen „Sirup“ trinken, also im Verhältnis 1:3 als Schorle verdünnt, dann ist das immer noch pappsüß. Da merkt man erst mal, wie viel Zucker da drinsteckt. Ich bin ja ein großer Fan von Wasser. Wenn Kinder von Anfang an Wasser als den normalsten Durstlöscher kennenlernen, tun sie sich auch nicht so schwer, auf etwas zu verzichten. Dafür zu sensibilisieren gelingt am besten in der Familie. Nicht immer mit Verboten, sondern ganz einfach gesagt: Was nicht eingekauft wird, kann auch keiner essen oder trinken.

Wasser anstelle von Zuckergetränken, ab und an mal eine Schorle. Was für konkrete Ernährungs-Tipps haben Sie noch für die Eltern?

Es gibt von Karl Valentin einen schönen Satz: Kinder kann man nicht erziehen, die machen einem sowieso alles nach. Und insofern passt folgende Regel: Iss nur so viel Süßes, wie in deine Hand passt. Wenn in eine Kinderhand 10  Gummibärchen passen, dann sollen die bewusst genossen werden. Aber wenn man nebenbei beim Fernsehen oder Hausaufgaben machen eine offene Tüte mit Süßigkeiten hat, dann zack zack zack, hat das nichts mehr mit Genuss zu tun. Das kenne ich leider auch von mir.

Was tun Sie selbst, um gesund zu bleiben?

Als Experiment für meine Zeitschrift „Hirschhausen Gesund Leben“  habe ich im letzten halben Jahr ziemlich viel abgenommen, über zwölf Kilo inzwischen. Und das geht verblüffend einfach: Mach zwischendurch Essenspausen! Vor und nach dem Schlafen nichts essen. Zum Beispiel nach dem Abendbrot um 18 Uhr, da gibt es bei mir nichts mehr. Morgens dann gerne einen Kaffee, Wasser oder Tee. Und dann ab 10 Uhr erst richtig frühstücken. Fakt ist: Unser Körper ist bestens dazu ausgestattet, längere Essenspausen einzuhalten. Dann ist man auch nicht ständig hungrig oder unterzuckert. Erst dann kommt der Körper auf den Gedanken: Mensch, ich hab ja Reserven, die zapfe ich jetzt mal an! Ich fühle mich wacher, ich fühle mich leichter, ich fühl mich gesünder – und es hat auch einen Anti-Aging-Effekt. Die Haut wird viel besser! 12-16 Stunden Essenspause, zweimal die Woche.  Probieren Sie es doch einfach mal aus!


Dr. Eckart von Hirschhausen (Jahrgang 1967) studierte Medizin und Wissenschaftsjournalismus in Berlin, London und Heidelberg. Seine Spezialität: medizinische Inhalte auf humorvolle Art und Weise zu vermitteln und gesundes Lachen mit nachhaltigen Botschaften zu verbinden. Seit über 20 Jahren ist er als Komiker, Autor und Moderator in den Medien und auf allen großen Bühnen Deutschlands unterwegs.

Hinter den Kulissen engagiert sich Eckart von Hirschhausen mit seiner Stiftung HUMOR HILFT HEILEN für mehr gesundes Lachen im Krankenhaus, Forschungs- und Schulprojekte. Er ist ein gefragter Redner und Impulsgeber für Kongresse und Tagungen und hat einen Lehrauftrag für Sprache der Medizin. Mehr über Eckart von Hirschhausen erfahren Sie unter: www.hirschhausen.com



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Christopher Conze

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