Warum ist dir das Thema Cybermobbing wichtig?
Auch an meiner eigenen Schule habe ich Fälle von Mobbing beobachtet. Nach einer Mediatorenausbildung an der Schule habe ich eine Fortbildung zum Thema Onlineberatung gemacht. Die anonymisierten Fallbeispiele kamen damals von JUUUPORT und haben mich sehr beeindruckt. Ich habe Filme dazu geschaut und recherchiert. Das Schlimme am Cybermobbing ist ja, dass man es mit nach Hause nimmt. Es hört einfach nicht auf.
Wie sehen die Fälle von Mobbing aus, mit denen sich Betroffene an euch wenden?
Wir beraten zu jeder Form von Mobbing oder Ausgrenzung, tatsächlich fallen aber bestimmt 70 Prozent in die Kategorie Cybermobbing. Ein klassischer Fall: Jemand hat ein Bild von mir auf Facebook gepostet und ich bin damit nicht einverstanden. Dabei muss es sich gar nicht um intime Bilder handeln. Oftmals möchten die Betroffenen einfach nur nicht, dass dieser Content öffentlich wird. Intime Bilder kommen meist ins Spiel, wenn erpresst wird. Dann wird damit gedroht, diese weiter zu verbreiten. Aber auch anonyme Beleidigungen und Hassbotschaften sind häufig Thema.
Wie helft ihr konkret weiter?
Im zuerst genannten Fall machen wir zunächst auf Datenschutz- und Privatsphäreeinstellungen in sozialen Netzwerken aufmerksam. Viele wissen gar nicht, was ihre Rechte sind und wie sie sich schützen können. Dass man zum Beispiel auch Einträge melden kann, ist für viele Betroffene neu. Gleichzeitig raten wir dazu, Screenshots zu sichern, um das Cybermobbing belegen zu können – auch falls es mal so weit kommt, dass man rechtliche Schritte geht.
Wie verstehst du deine Rolle als Scout bei JUUUPORT?
Wir bieten einen ersten Anlaufpunkt. Durch den Peer-Effekt, den Austausch mit Gleichaltrigen, fühlen viele sich eher verstanden. Gerade wenn sich jemand bei uns über das Online-Formular meldet, hat das eine Art „Tagebucheffekt“. Sich den Kummer, meist zum allerersten Mal, von der Seele zu schreiben, tut vielen schon gut und ist ein erster Schritt. Neben den konkreten Empfehlungen ist es aber fast noch wichtiger, die Kinder und Jugendlichen zu ermutigen, sich anderen Personen anzuvertrauen. Das können die Sozialpädagogin, der Lieblingslehrer oder die Eltern sein. Es ist wichtig, dass neben der virtuellen Unterstützung durch uns auch im Umfeld der Betroffenen jemand auf das Thema aufmerksam gemacht wird.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Fallzahlen weiter steigen. Gleichzeitig gibt viel zu wenig Expertise, viel zu wenige Präventionsangebote. So sehr ich die Arbeit bei JUUUPORT mag, wünsche ich mir eigentlich, dass wir nicht mehr gebraucht werden.