Luise Zink

Projekt „DreiFürEins“ hilft Kindern in Hamburg

Wenn Kinder und Jugendliche psychisch auffällig werden, gibt es in Hamburg bereits eine Vielzahl von Hilfsangeboten. Das Innovationsfondsprojekt „DreiFürEins“ fängt Kinder und Jugendliche auf, die bisher keinen Zugang zu den bestehenden Versorgungsnetzen fanden. Ein Zwischenfazit nach anderthalb Jahren Projektlaufzeit.

Der fünfjährige Paul (Name von der Redaktion geändert) besucht beim Projektstart von „DreiFürEins“ im Herbst 2021 die Vorschule. Er wirkt damals traurig, unsicher und ängstlich und will regelmäßig nicht zur Schule gehen. Es fällt ihm schwer, eine Beziehung zu Menschen in seinem schulischen Umfeld aufzubauen. Zuhause lebt Paul gemeinsam mit seiner Schwester und seinen Eltern – sein familiäres Umfeld ist stark belastet.

In der Schule wird die Familie über „DreiFürEins“ informiert – und entscheidet sich für eine Teilnahme. Von Anfang an nimmt die Familie die Unterstützung des Jugendamts wahr. Gleichzeitig wird Paul durch kinder- und jugendpsychiatrische sowie psychotherapeutische Diagnostik und Behandlung emotional stabilisiert. Paul wird bei einem lokalen Fußballverein angemeldet und kann so soziale Kontakte auch außerhalb der Schule knüpfen.

Die beteiligten Fachkräfte der Kinder- und Jugendpsychiatrie, des Jugendamts und der Schulbehörde sowie der Sozialbehörde tauschen sich in insgesamt vier gemeinsamen Fallkonferenzen über Pauls Werdegang und Fortschritte im Projekt aus – bei Bedarf ist dies sogar häufiger möglich. Dank der positiven Erfahrungen vertrauen die Eltern den Hilfesystemen und nehmen die Angebote in Anspruch. Paul stabilisiert sich zunehmend und ist mittlerweile gut in der ersten Klasse angekommen.

DreiFürEins als Frühwarnsystem ermöglicht Teilhabe und gesunde Entwicklung

Das Beispiel von Paul zeigt, wie ein gesamtes Familiensystem langfristig unterstützt werden kann, wenn die vorhandenen Angebote besser verzahnt werden. Mitte November 2021 begann die Versorgung im Innovationsfondsprojekt mit insgesamt 14 Konsortial- und Kooperationspartnern unter Konsortialführung der TK.

Dafür haben sich drei unterschiedliche Systeme – zwei Hamburger Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie (KJPPP), die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und die Kinder- und Jugendhilfe – enger zusammengeschlossen und eine neuartige Zusammenarbeit entwickelt.

Dr. Svenja Karlsson, Sonderpädagogin am ReBBZ in Altona, hebt hervor, was DreiFürEins ausmacht: „Die langwierige Suche nach Ansprechpartnern wird den Kindern und Familien erleichtert, denn die Therapeutinnen und Therapeuten und die beteiligten Institutionen melden sich direkt bei den betroffenen Familien.“ Im Ergebnis kann bei Bedarf schneller eingegriffen und die Weichen für die Kinder rechtzeitig gestellt werden.

Fester Rahmen für fachübergreifende Zusammenarbeit

Diese Form der Zusammenarbeit während der Projektzeit sorgt auch untereinander für Transparenz über die Angebote und Hilfen aller Beteiligten und erleichtert deren Abstimmung. Wie wichtig das ist, betont Leo Kaczmarek, Kinder- und Jugendtherapeut der KJPPP am Asklepios Klinikum Harburg: „Durch die Zusammenarbeit hat man immer besser verstanden, was andere Institutionen brauchen, um gut arbeiten zu können. Was braucht die Jugendhilfe von der Psychotherapie, was braucht die Psychotherapie von der Schule – und umgekehrt?“

„DreiFürEins“ reduziert außerdem strukturelle Probleme: Fachkräfte können sich aufgrund der Schweigepflichtentbindung, fester Terminen für die Fallkonferenzen sowie Ansprechpartnerinnen und -partnern von Anfang an zum gemeinsamen Fall austauschen und sich besser untereinander absprechen.

Tim Angerer, Staatsrat für Gesundheit der Hamburger Sozialbehörde, Thomas Ballast, stv. TK-Vorstand, Petra Lotzkat, Staatsrätin für Soziales der Hamburger Sozialbehörde, und Rainer Schulz, Staatsrat der Hamburger Schulbehörde (v.l.n.r.)

Optimistische Stimmung auf „DreiFürEins“-Festveranstaltung

Im Juni 2023 haben sich alle Projektpartner zu einer „DreiFürEins“-Festveranstaltung getroffen. Unter Beteiligung von Rainer Schulz, Staatsrat der Hamburger Schulbehörde, Petra Lotzkat, Staatsrätin für Soziales der Sozialbehörde, und Tim Angerer, Staatsrat für Gesundheit der Sozialbehörde, zogen die Beteiligten ein Zwischenfazit.

„Erste Erfahrungen aus allen Bereichen sind da: Teilnehmende erleben die Unterstützung und die Hilfe, sich selbst helfen zu können, als positiv. Über diese Erfahrungen dürfen wir uns freuen!“, sagte Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK, in seinem Grußwort.

„Ob die Inhalte des Projekts Potenzial haben, die Regelversorgung zu ergänzen, wird die Beurteilung durch den Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses zeigen. Wir werden also sehen, ob sich die positiven Rückmeldungen auch in der Evaluation widerspiegeln.“

 

Weitere Infos

„DreiFürEins“ wird über vier Jahre mit insgesamt bis zu 5,9 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Konsortialpartner des Projekts ist neben den Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik (KJPPP) des Asklepios Klinikums Hamburg-Harburg und des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift gGmbH auch die Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Für die Evaluation sind die Universität Oldenburg sowie die Universität Erlangen-Nürnberg zuständig. Als weitere Krankenkassen sind neben der TK die AOK Rheinland/Hamburg, die DAK-Gesundheit, die IKK classic, die BARMER sowie die KNAPPSCHAFT beteiligt. Die Standorte der teilnehmenden Regionalen Bildungs- und Beratungszentren sind Altona, Altona -West, Bergedorf und Wandsbek-Süd. Die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (kurz: Sozialbehörde) ist ebenso wie die Mobil Krankenkasse Kooperationspartnerin im Projekt. Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf der Themenseite zum Projekt „DreiFürEins“ im Portal Presse und Politik.



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