Frau von Diemar, cureVision hat es sich zur Aufgabe gemacht, die chronische Wundversorgung durch KI zu verbessern. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand, als meine Mitgründer Richard Fobo und Johannes Ruopp während ihres Medizintechnik-Studiums erfuhren, mit welcher Methode die Heilung chronischer Wunden überwacht wird – mit Papierlinealen sowie herkömmlichen Digitalkameras. Das dauert im Schnitt 20 Minuten, ist fehleranfällig und kann zu bis zu 75 Prozent Abweichungen führen, wenn verschiedene Pflegekräfte die Wundanalyse manuell durchführen. Wenn also eine Wunde fünf Zentimeter lang ist, kann es vorkommen, dass in der Dokumentation drei oder sieben Zentimeter notiert werden. Dadurch sind unnötige Komplikationen sowie Verzögerungen bei der Therapieanpassung möglich – eine enorme Belastung für Betroffene. Also entwickelten Richard und Johannes 2020 einen ersten eigenen Prototyp für die objektive Wundanalyse. Der löste zwar das Problem der ungenauen Messungen bereits sehr gut, war allerdings noch zu groß und unhandlich. Auf Basis vieler Gespräche in Wundzentren, Kliniken und mit Pflegekräften entstand dann die jetzige Lösung: ein KI-basiertes 3D-Scansystem für chronische Wunden.
Wer sind die treibenden Kräfte hinter Ihrem Medtech Start-Up?
Wir haben cureVision zu dritt gegründet. Mein Kollege Richard Fobo ist Experte für medizinische künstliche Intelligenz, Softwareentwicklung und Vertrieb. Johannes Ruopp ist Hardware-Experte, verantwortet die Entwicklung und Produktion sowie die Zulassung und das Qualitätsmanagement. Ich selbst bringe über 15 Jahre unternehmerische Erfahrung als Geschäftsführerin großer und kleiner Unternehmen mit.
Wie funktioniert der 3D-Wundscanner und wie können Patientinnen und Patienten sowie Anwendende davon profitieren?
Der Wundscanner basiert auf Künstlicher Intelligenz und ist in der Lage, Wunden automatisch zu analysieren. Dabei werden wichtige Informationen zur Wundheilung objektiv erfasst, darunter Größe, Tiefe und Gewebearten. So kann bis zu 90 Prozent der ursprünglich aufgewendeten Zeit eingespart werden. Angesichts des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen melden uns Kunden zurück, dass die gewonnene Zeit für sie Gold wert ist. Die automatisch erfassten Wundanalysen werden in digitalen Wundberichten gespeichert und können direkt in die Patientenakte übernommen werden. Ärztinnen und Ärzte können auf dieser digitalen Basis rasch die richtigen Behandlungsentscheidungen treffen.
Wo wird Ihr Produkt bereits konkret angewendet?
Wir haben in den letzten drei Jahren intensiv an der Entwicklung des Systems gearbeitet und vor kurzem die Zertifizierung als Medizinprodukt abgeschlossen. Einige Kliniken und patientenorientiert arbeitende Pflegeeinrichtungen arbeiten bereits mit der Technologie. Weitere Kunden kommen stetig dazu. Wir freuen uns sehr, dass wir inzwischen aktiv zur Verbesserung der Wundversorgung beitragen können.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Wir arbeiten derzeit daran, bis zum Jahresende eine bessere Vernetzung von Betroffenen und ihren Versorgungspartnern zu ermöglichen. Dazu entwickeln wir ein Netzwerk, in dem alle an der Versorgung Beteiligten Zugriff auf umfassende Informationen über Patienten, Wundversorgung und Wundstatus haben. Dieses Netzwerk soll unter anderem klare und zuverlässige Informationen bieten, um Versorgungsunterbrechungen bei Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Übrigens suchen wir dafür noch Partner – Interessierte können sich bei uns gerne dazu melden.